Georg-Dehio-Preis für Karolina Kuszyk für ihr Buch „Postdeutsch“

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Am 10. Oktober 2024 fand in der Halle der Staatsbibliothek Simon Bolivar die feierliche Verleihung des Georg-Dehio-Preises an Karolina Kuszyk und den Übersetzer Bernhard Hartmann statt. Die Laudatio für Karolina und Bernhard wurde von Andreas Kossert gehalten.

„Postdeutsch“ ist eine wunderbare Zeitdokumentation, in der das Schicksal von Alltagsgegenständen und deren polnischen Erben in den alten Bundesländern geschildert wird. Als Einwohner von Opole habe ich oft von Leuten gehört, dass all diese überlebenden Gebäude, Fabriken, Zementwerke, offiziellen Gebäude postdeutsch sind. Nicht alle Bewohner haben die von den Deutschen zurückgelassenen Gegenstände entsorgt, sondern die nützlichsten behalten. In ihrem Buch konzentriert sich Kuszykauf die erhaltenen Spuren, von denen es vor allem in der Region Opole noch viele gibt. Die Verflechtungen der Geschichte beider Länder ermöglichen ein besseres Verständnis der komplizierten polnisch-deutschen Beziehungen, die von einem Gefühl der Unrechtsbewusstsein einerseits und Feindseligkeit andererseits geprägt waren. Die Gegenstände, die dank ihrer neuen Besitzer überlebt haben, sind wie ein Bindeglied zwischen der Zeit vor und nach dem Krieg.In den wiedergewonnenen Gebieten (später allgemeiner als Westgebiete bezeichnet) waren „postdeutsch“ Häuser, öffentliche Gebäude, Fabriken, Wohnungen, Kirchen, Friedhöfe sowie Alltagsgegenstände: Schränke und Garderoben, Tische und Stühle, Maschinen und Werkzeuge, Küchengeräte und -zubehör, Kleidung, Bilder an den Wänden und Weki in den Kellern. Die neuen Mieter haben sich ein Leben aufgebaut, nicht alles Deutsche wurde zerstört. Postdeutsch“ ist eine brillante Geschichte über das Schicksal von Häusern, Friedhöfen und Dingen, von Kleiderschränken bis zu Öldrucken. Karolina Kuszyk - selbst „post-deutsch aufgewachsen“ - spürt den Spuren nach, liest sie und erklärt das Schicksal von Häusern, Friedhöfen und Dingen, vom Kleiderschrank bis zum Ölabdruck. - spürt Spuren auf, liest in den Erinnerungen von Siedlern und Umsiedlern, und vor allem spricht er - mit Vertretern von drei Generationen von Menschen, die in nachdeutschen Häusern leben und nachdeutsche Gegenstände benutzen, mit Sammlern und Sammlerinnen, mit Jägern und Jägerinnen deutscher Schätze, mit Regionalisten und Regionalistinnen aus den westlichen und nördlichen Ländern, die die Vorkriegsgeschichte ihrer kleinen Heimat entdecken. Und er stellt die Fragen. Was sind postdeutsche Dinge für uns? Dankbare, aber bedeutungslose Spielereien wie das Bild eines Schutzengels, der Kinder über einen Abgrund führt?Fremdartiger Plunder, mit dem sich Eltern und Großeltern einrichten mussten, weil sie keine andere Wahl hatten? Wie hart musste ein postdeutsches Haus arbeiten, um den Namen Polen zu verdienen?Die Gegenstände, die dank ihrer neuen Besitzer überlebt haben, sind wie ein Bindeglied zwischen der Zeit vor und nach dem Krieg. Ausländischer Plunder, mit dem sich Eltern und Großeltern einrichten mussten, weil sie keine andere Wahl hatten? Wie hart musste ein postdeutsches Haus arbeiten, um den Namen Polen zu verdienen? Und was geschah mit den deutschen Friedhöfen in den 1945 von Polen annektierten Gebieten? Indem die Autorin erzählt, wie sich die Biografien postdeutscher Häuser, Besitztümer und Friedhöfe mit den Schicksalen ihrer polnischen Erben von der Nachkriegszeit bis in die Gegenwart verflochten haben, stellt sie auch die Frage, was Polentum heute ist und wie viel Entfremdung wir in dem, was wir unser Eigen nennen, ertragen können.


Herzlichen Glückwunsch an die Gewinner!
Text: Krystyna Koziewicz
Foto: Ela Kargol, Krystyna Koziewicz