Ein Herz, zwei Heimatländer - Schüler der Berliner Katharina-Heinroth-Europaschule in Bytom

Jedno serce dwie ojczyzny plakat 1

 

Vom 9. bis 15. November 2024 reiste die Klasse 6c der Katharina-Heinroth-Grundschule, der Staatlichen Europaschule in Berlin mit deutsch-polnischem Profil, unter der Leitung von Frau Scholz-Magrel, Frau Kohn und Frau Özdemir nach Bytom. Sie alle freuten sich sehr über den herzlichen Empfang durch die Organisatorinnen, Frau Alicja Brzan-Kloś, Mitglied des Gemeinderates in Katowice, und Frau Anna Dziadek, Lehrerin an der Staatlichen Schule Nr. 51 in Bytom. Die Unterbringung im Hotel des Kletterzentrums des Sportvereins Skarpa in Bytom verlief reibungslos und das Abendessen war sehr lecker. Gleich am nächsten Tag unternahm die Klasse 6c der Katharina-Heinroth-Schule, der deutsch-polnischen Staatlichen Europaschule in Berlin, zusammen mit der Klasse 6c der Beuthener Grundschule Nr. 51 mit Integrationsklassen einen Ausflug in die legendäre Stadt Krakau. Für viele Schüler war es der erste Besuch in dieser wunderschönen Stadt. Zusammen mit einem Führer besuchten beide Klassen das multimediale Heimatarmee-Museum, wo sie viel über die Geschichte des polnischen Untergrundstaates erfuhren. Die Schüler erinnern sich noch heute an diese Ausstellung. Faszinierend war auch der Besuch des Museums des unterirdischen Marktes in Krakau. Für alle Teilnehmer war es eine fantastische Reise durch das alte Krakau, und das Wiegen in alten Krakauer Maßeinheiten und die Umrechnung in heutige Kilogramme bereitete den Kindern viel Freude. 

Der Besuch des Wawel-Schlosses, ein Spaziergang durch die Altstadt und die Bewunderung des Altars von Veit Stoss sorgten ebenfalls für Staunen und ein großes WOW!!! Doch das war nur der Anfang der tollen Eindrücke und Emotionen der Klasse. Am nächsten Tag nahm die Klasse 6c aus Berlin aktiv an den Feierlichkeiten zum Unabhängigkeitstag teil. Nach einer Stadtführung in Bytom legten die Berliner Schüler am Vormittag am Denkmal für die Opfer des Lemberger Professorenmassakers Blumen nieder und zündeten eine Kerze an. Nach einem festlichen Mittagessen im Restaurant „Czapla“ versammelten sich die Studierenden zusammen mit ihren Tutoren und Frau Alicja Brzan-Kloś am Freiheitsdenkmal, um an den offiziellen Feierlichkeiten der Stadt teilzunehmen. Die Blumenniederlegung am Denkmal, die Begrüßung durch den Bürgermeister von Bytom, Herrn Mariusz Wołosz, und Frau Halina Bieda, Senatorin der Republik Polen, waren bedeutsame Erfahrungen. Der 11. November in Polen hat jedem Teilnehmer viele Emotionen, Gefühle und unvergessliche Eindrücke beschert. Er endete auch auf außergewöhnliche Weise, mit einer Tanzshow mit Feuerwerk und Musik durch die Unterkunft in Miechowice. Kein Schüler und keine Schülerin der 6c hat jemals eine solche Feier zum Unabhängigkeitstag erlebt. Sie haben auch nur selten die Gelegenheit, an diesem Tag in Polen zu sein. Sie alle waren den Organisatoren sehr dankbar, dass sie an einer so würdigen Feier teilnehmen durften.

Die nächsten drei Tage verbrachten die beiden 6c-Klassen in der Schule für einen weiteren gemeinsamen Geschichtsmarathon. Eine Geschichtsstunde mit Herrn Bartłomiej Warzecha vom Institut des Nationalen Gedenkens und gemeinsame Brettspiele gaben den Schülerinnen und Schülern viele neue Impulse für das Verständnis wichtiger Entwicklungen in der Welt und insbesondere in Polen. Der nachmittägliche Sportwettbewerb in der Turnhalle brachte die beiden Gruppen weiter zusammen. Es war zu beobachten, dass die Schüler mehr miteinander sprachen und Kontakte austauschten. Und genau darum geht es bei schulübergreifenden Projekten. Am Mittwoch besuchten alle Projektteilnehmer den unterirdischen Luftschutzbunker in Miechowice. Es ist ein einzigartiger Ort, der mit seinen Ton- und Lichteffekten alle sehr beeindruckt hat. Später sahen wir uns in der Schule historische Filme an, die von den Schülern der Schule gedreht worden waren. Anschließend erstellten die Schüler in gemischten Gruppen Plakate zum Thema „Weltfrieden aus der Sicht eines Kindes“. Es entstanden einige sehr interessante Arbeiten. Gemeinsame Diskussionen führten zu Kompromissen, manchmal zu langen Diskussionen, aber am Ende wurden einvernehmliche Werke erstellt. Jede Gruppe präsentierte, was ihrer Meinung nach am wichtigsten ist, damit Frieden herrschen kann. Während der Arbeit bekamen wir Besuch von Frau Halina Bieda, Senatorin der Republik Polen, mit der wir am 11. November die Ehre hatten, zusammenzutreffen.

Die Plakate gefielen allen so gut, dass die Gruppe aus Berlin sie noch vor der Abreise bekam, um sie in ihrer Schule in Berlin zu zeigen. Der Tag endete wieder einmal ungewöhnlich mit einem gemeinsamen Lagerfeuer mit den Pfadfindern, Gesang und leckerer Pizza. Doch das Ende des Projekts rückte langsam näher. Mit Wehmut kam die Klasse 6c aus Berlin am Donnerstag zum letzten Mal in die Grundschule Nr. 51. Zunächst wurden wir mit leckerem Kuchen verwöhnt und bei einer Tasse Tee wurde das Projekt zusammengefasst und Geschenke ausgetauscht. Wir aßen gemeinsam zu Mittag und fuhren dann alle nach Świętochłowice, zum Museum des Schlesischen Aufstands. Hier konnten wir in das Leben in Oberschlesien zu Beginn des 20. Jahrhunderts eintauchen. Multimediastationen halfen den Schülern, ihr Wissen über die Geschichte der Region zu vertiefen. Nach dem Museumsbesuch verabschiedete sich die Klasse 6c von ihrer Klasse aus Bytom und wurde, um ihre Tränen zu trocknen, zu Waffeln und Schokolade in die Konditorei „U Fiołków“ eingeladen. Wie lecker dort alles war. Am nächsten Tag, nach dem Frühstück, war es Zeit, abzureisen. Am Bahnhof in Kattowitz wartete eine weitere Überraschung auf uns. Herr Stefan Gajda, der Vorsitzende der oberschlesischen Sektion des Verbands der „Wspónota Polska“, begrüßte uns alle herzlich und half uns beim Einsteigen in den Zug. Das war sehr freundlich und sehr hilfreich für uns. Vielen Dank und herzliche Grüße!

Das Projekt „Internationaler Geschichtsmarathon“, das vom Verein „Wspolnota Polska“ - Niederlassung Oberschlesien organisiert wurde, war sehr intensiv, voller Eindrücke und Überraschungen. Was werden wir in Beuthen machen? Wo werden wir nach der Geschichte Schlesiens suchen?“ Diese und ähnliche Fragen beschäftigen die Schülerinnen und Schüler der 6c, seit sie von ihrer geplanten Reise nach Bytom erfahren haben. Damals ahnten sie noch nicht, dass sie während ihres Aufenthalts in Schlesien so viel erleben würden und dass sich die Reise und die damit verbundenen Erlebnisse tief in ihr Gedächtnis einprägen würden. Jeden Tag, von morgens bis abends, gab es interessante Aktivitäten und Begegnungen. Die Berliner Schüler wurden ständig aktiviert, sich mit der polnischen Geschichte zu beschäftigen und ihre polnische Sprache durch Hören, Sprechen oder Schreiben zu trainieren. Sie lernten mit allen Sinnen, was Polnischsein ist, wie es geachtet und gepflegt wird. Die Tradition, die Kultur und die Werte eines Landes sind etwas, das heutzutage immer seltener wird. Das alles konnten die Jugendlichen der Katharina-Heinroth-Schule, der deutsch-polnischen Staatlichen Europaschule in Berlin, durch dieses Projekt kennenlernen, erleben und lange in Erinnerung behalten. Jede Schülerin und jeder Schüler hat ein Tagebuch über die Reise geführt und die Tage beschrieben.

Wir möchten allen, die zur Organisation des Aufenthalts und des Bildungs- und Kulturworkshops „Meine Heimat“ beigetragen haben, unseren aufrichtigen Dank aussprechen, insbesondere Frau Alicja Brzan-Kloś von der oberschlesischen Zweigstelle von Wspólnota Polska in Katowice, Frau Senatorin Halina Bieda, Frau Beata Hucz-Pszon, der Direktorin der Grundschule Nr. 51, und den Lehrerinnen dieser Schule, Frau Anna Dziadek und Frau Agnieszka Brzezinka, sowie den Behörden der Stadt Bytom.
Wir hoffen, dass solche Projekte, die die junge Generation der im Ausland lebenden Polen aktivieren, weiterhin stattfinden werden, um sie mit der Geschichte, Tradition und Kultur ihres Herkunftslandes zu bereichern. Ein Herz, zwei Heimaten“ ist ein Projekt polnischer Geschichtswerkstätten, das von der Oberschlesischen Niederlassung von Wspólnota Polska in Katowice im Rahmen der von der Senatskanzlei der Republik Polen als Ergebnis des Wettbewerbs finanzierten Aufgabe vorbereitet wird: „Senat-Polenien 2024“. Das Projekt kam dank der langjährigen Zusammenarbeit zwischen der Niederlassung Kattowitz und dem Polnischen Rat der Landsmannschaft in Berlin zustande, worüber wir uns sehr freuen.

Agnieszka Scholz-Magrel
Lehrerin an der Deutsch-Polnischen Europaschule Katharina-Heinroth in Berlin