Zofia Mossakowska - „.. glaubt mir, ich lebe”

Die in eine böse Liebesbeziehung verwickelte Matylda erhält vom Schicksal eine unerwartete Chance in Gestalt einer Reise nach Vietnam. Matylda ist nicht die einzige Reiseteilnehmerin, die sich mit ihrem bisherigen Leben auseinandersetzen möchte.  Auch  die von den  Medien verfolgte Tochter eines Filmstars, Bianka, Kamil, der seinen Erinnerungen zu entfliehen versucht, und sein angeblich bester Freund, Madej, traten die Reise nach Vietnam an.  Beziehungen, Dilemmas und private Kleinkriege dieser Personen beschreibt Zofia Mossakowska in dem 2012 im renommierten Verlag  "Prószyński i S-ka" erschienenen Buch „Zegnaj kochanku“ (Adieu, Liebhaber).

Die Hauptfigur ihres letzten Buches „Akrobaci“ (Akrobaten), der energiebeladene Teenager Antek wird infolge eines Unfalls schwerbehindert. Er verkriecht in seiner Wohnung, sein Leben beschränkt sich auf die virtuelle Welt.  Erst der Besuch von Tante Helena, einer vom Leben enttäuschten Frau, die versucht, Überbleibsel von früheren Idealen zu retten und sich anderen Menschen zuzuwenden, ändert diese Situation.  Die beiden Unglücklichen finden eine gemeinsame Sprache und gründen kurz darauf ein Büro für Briefeschreiben. Es geht dabei nicht um virtuelle, sondern um traditionelle Briefe. Schreiben, die kaum jemand noch schreibt, die Mut und Zuversicht zusprechen und helfen.  Das Engagement der Beiden wird zur Quelle von vielen privaten Komplikationen.

Die Bücher von der in Mönchengladbach lebenden Zofia Mossakowska stellen Analysen und das Aufeinanderprallen von unterschiedlichen menschlichen Charakteren vor. Interessante  Dialoge werden um spannende Beschreibungen sowohl des menschlichen Inneren wie auch der Gegebenheiten ergänzt. Ihre Bücher geben einen tiefen Einblick in die Seele.

Ihre schriftstellerische Tätigkeit fing mit dem Büchlein "Tęsknoty wasze bez granic" (Eure grenzenlose Sehnsüchte), einer Sammlung von Reflexionen über Auswanderung und Porträts von Menschen, die aus Polen nach Deutschland auswanderten,  an.  Niemand von diesen Personen ahnte damals, dass es sich um eine Emigration für immer handelt. Man verlässt den Ort seiner Kindheit, realisiert seien Träume und wird zum Emigranten.

Zofia Mossakowska träumte von der Schauspielerei,  entschied sich allerdings für ein Studium der Romanistik und arbeitete in Polen als Lehrerin.  Sie hat weitere Berufe und Diploms: als Reiseführerin, Assistentin der Geschäftsleitung, Übersetzerin und Stenografin,  ist dennoch glücklich, diese Papiere während Bewerbungsgespräche nicht zeigen zu müssen.  Sie liebt das Bücherschreiben.  Durch das Schreiben findet sie Zeit für Pflege von Erinnerungen und Vergangenheit. In der alten, geschnitzten Truhe ihres Hauses in Mönchengladbach bewahrt sie sorgfältig Briefe und alte, aus der Zeit in der Heimatstadt Torun stammenden Fotos, auf.

Ihre Zukunft stellte sie sich in Torun vor, seit sie ihre Heimatstadt verlassen hat, ist kein Ort für sie „für immer”. Sie verließ Torun mit der Migrationswelle des Jahres 1989.  Wenn sie ein bisschen länger mit der Umsiedlung  nach Deutschland gezögert hätte, dann wäre sie heute noch mit Sicherheit in Torun. Jetzt weiß sie, dass sie trotz eines gemütlichen und stabilen Zuhauses immer noch unterwegs ist. Wahrscheinlich wird es für immer so bleiben.

Ihre Stabilität gestaltet sie gemeinsam mit dem Kinderarzt und aufmerksamen Psychotherapeuten Jacek und Tochter Agatka, die wahrscheinlich den Spuren des Vaters folgt.  Auch Jacek sucht außerhalb der Arbeit nach neuen Herausforderungen. Er verwirklicht sich in der Band Allan Vylco and the Voltanics, in der er auf Tasteninstrumenten spielt. Die Eheleute wissen ganz genau, wie sie leben möchten und ziehen Gemütlichkeit, Freunde und Kennenlernen der Welt dem Reichtum vor.  Sie wollen keinen einzigen Tag vergeuden.

Auf die Frage nach Hobbys antwortet sie: „Ja, ich mag Reisen und Menschen auf Reisen. Ich fotografiere gerne, um die Zeit anzuhalten. Theater, Oper, Tanz und Tarot. Ich singe im polnischen Kirchenchor mit sehr traditionellem Repertoire, klassische Werke und Kirchenlieder“.

Sie zitiert gerne unsere polnische Literaturnobelpreisträgerin „...glaubt mir, ich lebe”.

Leonard Paszek