Workshop für polnisch-sprachige Journalisten in Bonn

Am Wochenende vom 12-13. Oktober trafen sich im Gustav Stresemann Institut (GSI) in Bonn die Journalisten polnischsprachiger – polonia bzw. polnischer Medien im Ausland, aus Deutschland, Belgien und den Niederlanden. Nicht nur das Teilnehmerspektrum, aber auch die Themenauswahl waren äußerst breitgefasst. Das Treffen trug einen Workshop-Charakter mit Vortragseinheiten.  Zum Auftakt der Veranstaltung gab es einen Vortrag zum Thema: „Journalismus in Zeiten des Populismus” von Marcin Antosiewicz, einen ehem. TVP-Korrespondenten aus Berlin, heute Radio –TV - und Pressejournalisten, Universitätslehrer und einen Mitarbeiter bekannter polnischer Zeitschrift Newsweek Polska.  Marcin Antosiewicz nahm die Teilnehmer auf eine Reise zum Anfang des 20 Jh. Antosiewicz berichtete über das Buch von Ortega y Gassets: „Der Aufstand der Masen”, paradoxerweise, die Gesellschaft vor 100 Jahren charakterisierten die gleichen Grundmerkmale, wie unsere,  auf den ersten Blick emanzipierte Gesellschaft des 21 Jh:

"(…) Heute insgeheim gerade durch das Bewusstsein seiner prinzipiellen Unbegrenztheit erschreckt den Menschen ... Und vielleicht trägt das gerade dazu bei, dass der Mensch in seiner Epoche schon nicht mehr weiß, wer er ist – denn indem er sich im Prinzip zu allem nur Vorstellbaren für fähig hält, weiß er nicht mehr, was er wirklich ist... (...)”

 

Der Mensch drift in Medienkonsum ab! Es ist eine wichtige Journalistenaufgabe die Wahrheit und die Fakten zu vermitteln. Die Journalisten entscheiden doch über den Inhalt der Nachrichten und unmittelbar über das Bewusstsein der Leser, Zuschauer, Hörer etc. Von den Journalisten hängt es ab, wie der Mensch – der Leser, Hörer etc. die Nachrichtenströmung  wahrnehmen wird.  Ortegas Buch wurde im Jahr 1928 publiziert, es sind fast 100 Jahre vergangen und das Buch verliert an seiner Aktualität immer noch nicht. Auch wir leben in Zeiten des Populismus, in den der Nachrichtenempfänger nicht genug ernstgenommen wird.  Die Journalisten verschwenden labile Schemata…als sie  keine konstruktive Resonanz erwartet hättet! In diesem Jahr feiert polnischer Staat 100 Jahre Unabhängigkeit, leider die Journalistik scheint wie nie zuvor abhängig zu sein.  An dieser Stelle lässt sich sehr gut ein neuer journalistischer Trend, bzw. „das Streben und wahres Schicksal” des Journalismus vorzustellen, es ist Solutions Journalism Network, initiiert u.a.: von Tina Rosenberg https://www.solutionsjournalism.org/who-we-are/team.

Tina Rosenberg ist eine US-amerikanische Autorin,  ausgezeichnet mit Pulitzerpreis und  Journalistin, u.a. tätig für The New York Times, The Guardian. Solutions Journalismus ist ein Netzwerk, das sich für einen Lösungsjournalismus einsetzt. Solutions Journalismus sei eine Idee gegen den Defätismus: es recherchiert Missstände, aber er zeigt auch, wo und wie sie beseitigt wurden oder würden könnten! Solutions Journalismus soll nah an die Menschen kommen, die Schreibeweise soll die Informationen wiedergeben und nicht pessimistisch kreieren. Der Journalismus soll menschlich und sozial sein, wie die Menschen – dessen Empfänger – eben soziale Wesen sind.

Während des Workshops könnte es nicht an Informationen zur  Datenschutz-Grundverordnung (Eu-DSGVO vom 25.05.2018) fehlen. Das Thema wurde sowohl theoretisch als auch praktisch in Betrachtung genommen, vor allem aus der Perspektive unmittelbaren Auswirkungen  auf den Journalismus.  Das Inputreferat zum Thema DSGVO hat der Andreas Hübsch, Herausgeber polnischsprachiger „ANGORA“ Wochenzeitschrift und Zeitschrift „Samo Życie” – Dortmund, vorbereitet. DSGVO als ein ziemlich neuer Normenkatalog ist im Moment noch relativ schlecht systematisiert, es fehlt an Präzedenzfällen die eventuelle Beispielgrundlage hätten bilden können. DSGVO ist eine Sammlung von 99 Artikeln inbegriffen in 11 Kapiteln und wichtig: mit 173 (!) Punkten der Präambel.  Andreas Hübsch beschrieb die wichtigsten Inhalte der neuen Verordnung, er hervorhebe solche Aspekte wie veröffentlichen von Foto-und Videoaufnahmen, das Speichern-und Bearbeiten von Personenbezogenen Daten und deren Aufbewahren.  Aus dem Publikum kamen sofort zahlreiche Fragen, leider es ist noch viel zu früh für klare und eindeutige Antworten. Wichtig ist es, alle Pressepublikationen, Fotos und Personenbezogene Daten mit einer Überschrift „Die Verarbeitung der personenbezogenen Daten nach Art. 6 Abs. 1 lit. f DSGVO“ und ebenso „der Textautor ist kein Jurist (wenn er keiner ist, selbstverständlich)“ zu siegeln.  

Die zwei weitere thematische Blöcke wurden u.a.: den „Fakenews” gewidmet, deren Allgegenwärtigkeit in den Medien.  Ein Referat: „Die Verifizierung von Information und Desinformation in  Zeiten von Fakenews“  präsentierte Radiojournalist „WDR COSMO“  Jacek Tyblewski. Das Thema „Fakenews” beschäftigt viele Journalisten heutzutage, darum schenkte der Moderator viel Zeit dem Erfahrungsaustausch und der freien Diskussion – unter Experten und Amateuren.

Der Samstagvormittag verlief unter dem Motto: „Die Aktivität polnischsprachiger Medien in den Sozialen Medien und Netzwerken. Das Verhältnis zum Publikum in der EU. Verantwortung und Mission.“ Das Auftaktreferat und moderierte Diskussion dazu leitete Katarzyna Marton, polnische Journalistin und Coach, die seit Jahren in Brüssel lebt.  Katarzyna Martoń beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Thematik sozialer Netzwerke und Medien als Moderatorin und Facilitator, sie selbst ist auch in vielen Netzwerken aktiv, u.a.: KOD (deutsch Komitee zur Verteidigung der Demokratie, abgekürzt KOD). Ihre Erfahrung schöpft jedoch nicht nur aus der Sicht sozialer Netzwerke, sondern auch zahlreicher Projekte und Kooperationen mit Europäischen Institutionen, Stiftungen, Beratungsmaßnahmen etc.  Dank der breiten thematischen Auffassung konnte man gewisse Retrospektive sozialer Medien und Netzwerke  aus der Sicht des Benutzers und Empfängers  durchführen. Bei Nutzung sozialer Medien und neuer Technologien ist es gravierend wichtig sich auf den richtigen Kommunikationsschüssel und dazu passendes Medium zu fokussieren, da heutzutage so viele Kommunikationsmöglichkeiten gibt, wie Facebook, Twitter, Instagram, Snapchat etc.  Kommunizieren heißt zusammenarbeiten und zusammenwirken. Nur  Empfänger und Kommunique-Versender zusammen, können die gelungene Zusammenarbeit stimulieren.

Der zweitätige Workshop war eine Antwort auf brennenden Kommunikationsbedarf und Erfahrungsaustausch unter Journalisten aus Polen im Ausland. Unter Journalisten die täglich verschiedene Informationen zu kreieren und vermitteln haben, nicht nur aus und über Polen, aber auch über das tägliche Leben „vor Ort – überall in Europa“, über soziale und kulturelle Themen, die im Endeffekt die Kultur und Realität in Europa und nicht mehr in Polen kreieren.  Das Treffen hervorhob die wichtigen Aspekte des Journalismus; wie angemessene Kommunikation, Unabhängigkeit und Redlichkeit, umso mehr, dass wir in Zeiten Populismus zu leben und arbeiten haben…  

Der Oktoberworkshop war nur ein Auftakt zur weiteren Treffen und Workshops.  Der Workshop sei als Kick of Meeting zu betrachten. Er hat die konkreten Bedürfnisse ausfindig gemacht, deren Vertiefung in kontinuierlichen Treffen und Workshops ausgearbeitet werden soll.  

Joanna Szymanska

Das Projekt: „Workshop für polnisch-sprachige Journalisten” wurde aus den Mitteln der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien finanziert.

Foto. Krystyna Koziewicz