Das Fenster. Olga Tokarczuk über die Pandemiezeit

Für mich schon seit langem, war diese Welt zu viel.

Zu viel, zu schnell, zu laut. Ich habe also kein „Rückzugstrauma" und ich leide nicht darunter, die Menschen nicht zu treffen.  Ich bedaure nicht, dass sie die Kinos geschlossen sind und es ist mir auch egal, dass die Einkaufszentren geschlossen sind. Ich mache mir nur Sorgen, wenn ich an all jene denke, die ihren Arbeitsplatz verloren haben.

Artikel in Frankfurter Allgemeinezeitung: Jetzt kommen neue Zeiten!

Aus meinem Fenster sehe ich eine Weiße Maulbeere, einen Baum, der mich fasziniert; er war einer der Gründe, warum ich hier eingezogen bin. Der Maulbeerbaum ist ein freigiebiges Gewächs: den ganzen Frühling und den ganzen Sommer über ernährt er Dutzende Vogelfamilien mit seinen süßen, gesunden Früchten. Jetzt aber trägt der Baum keine Blätter; so sehe ich ein ruhiges Stück Straße, die nur selten jemand entlanggeht, um in den Park zu gelangen. Das Wetter ist in Breslau fast sommerlich, die Sonne blendet, der Himmel ist blau und die Luft ist rein. Heute sah ich, als ich mit meinem Hund spazieren ging, wie zwei Elstern eine Eule von ihrem Nest vertrieben. Die Eule und ich, wir sahen uns aus kaum einem Meter Entfernung in die Augen. Mir scheint, auch die Tiere warten auf das, was auf uns zukommt.  .....

Weiter vollen Text aus dem Polnischen von Gerhard Gnauck lesen Sie in Frankfurter Allgemeinezeitung:

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/autoren/reihe-mein-fenster-zur-welt-jetzt-kommen-neue-zeiten-16703455.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2

Foto: Olga Tokarczuk, 2019, fot. Basso Cannarsa/Leemage/East News