„(Nie)Pospolite Ruszenie" - eine großartige Initiative der polnischen Gemeinschaft für die Flutopfer in Deutschland

Mehr als fünf Wochen nach dem schlimmsten Hochwasser in der Geschichte Nachkriegsdeutschlands benötigen die Betroffenen noch immer dringend Unterstützung. Die in Deutschland lebenden Polen haben in einer spontanen Aktion beschlossen, ihren eigenen "Anteil" beizusteuern und sich an der umfangreichen Hilfsaktion zu beteiligen, indem sie ein großes polnisch-deutsches Benefizkonzert in Oberhausen im Restaurant "Gdanska“ („Danzig") organisieren.

"Nachdem ich in unserem völlig trockenen Oberhausen in den Medien gehört und gesehen habe, was passiert ist, habe ich beschlossen, alle meine Freunde anzurufen, die in den betroffenen Gebieten leben. Es stellte sich heraus, dass einige von ihnen mitten in der Katastrophe steckten. Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen und dachte nur daran, was ich tun könnte", sagt Joanna Duda-Murowski, eine polnische Dichterin mit einem beachtlichen literarischen Werk und Mitorganisatorin der polnischen Kultur im Ruhrgebiet. "Schon am Morgengrauen wusste ich, dass ich andere Polen um Unterstützung bitten werde, und am Morgen startete ich eine spontane Telefonaktion", fügt sie hinzu.

Ihr erster Gesprächspartner war Czesław Gołębiewski, der Besitzer des Restaurants "Gdańska" in Oberhausen, das nicht nur für sein Essen, sondern vor allem für seine Kulturförderung bekannt ist. Sie fand ihn im Urlaub, aber er reagierte sofort und sagte kurz und knapp: "Ich bin dabei". Dann rief sie einen polnischen Künstler und Musiker nach dem anderen an, die sie in Deutschland kannte. Trotz der Ferienzeit meldeten sich alle, die gefragt wurden, freiwillig zur Teilnahme, und Elo Badura, ein bekannter polnischer Gitarrist, erklärte sogar, dass er seinen Urlaub verkürzen würde, um pro bono für die Flutopfer zu spielen.

"Ich habe mit vielen Menschen gesprochen, die weit weg von Deutschland im Urlaub waren. Niemand hat nein gesagt. Ihre Spontanität und der tiefe Wunsch zu helfen, haben mich beflügelt", sagt Joanna Duda-Murowski und fügt hinzu: "Zwei Malerinnen, Kinga Burgsmüller und Alexandra Kulik, haben sofort je zwei ihrer eigenen Bilder für die Auktion gespendet."

Bei einem Treffen mit Czesław und Maria Gołębiewski im Zusammenhang mit der Gestaltung der Veranstaltung im Restaurant "Gdańska", stellte sich jedoch heraus, dass der Termin des Konzerts verschoben werden musste, da es die Vorschriften nicht zulassen, spontan eine Versammlung durchzuführen und Geld an die Flutopfer zu schicken. Neben der Organisation des Konzerts sind ein Konto, Genehmigungen und eine Reihe von bürokratischen Anforderungen zu erfüllen. "Ich übernehme das selbst", erklärte der Besitzer von "Gdanska" und machte sich an die Arbeit.

"Zu den polnischen Musikern gesellten sich deutsche Bands, und es wurde international, so dass wir beschlossen haben, die Veranstaltung zweisprachig zu gestalten und das Geld nicht nur für Polen, sondern für alle Flutopfer unabhängig von ihrer Nationalität zu spenden", sagt Joanna Duda-Murowski stolz. Das Szenario der Aufführungen ist bereits vorbereitet, die Plakate sind gedruckt, die Anforderungen sind erfüllt. Ola Stegh, eine Sängerin, Dichterin, Malerin und Künstlerin, die zu den Opfern der Katastrophe gehört, hat ein Video über die Verwüstungen gedreht, die die Flut in ihrem eigenen Haus angerichtet hat, und darüber, wie sie ihr eigenes Atelier- und Aufnahmestudio zerstört hat, in dem sie ihr nächstes Album aufnehmen wollte. Und der Moderator Eligiusz Plichta, Redakteur der polnischsprachigen Internetsendung bei Radio Darmstadt, bereitete Interviews mit Polen von den Orten der größten Verwüstung vor, d.h. kurze Geschichten von Opfern und Helfern.

"Die Spontanität, Reaktionsschnelligkeit und das Engagement so vieler wunderbarer Menschen und vor allem ihre große Solidarität haben mich völlig Überrascht. - sagt Joanna Duda Murowski. "Das Problem bleibt jedoch die Pandemie und die steigende Zahl der Infektionen in unserem Gebiet. Deshalb verfolgen wir die Berichte mit Sorge und Angst und warten auf die notwendigen Genehmigungen".

 

Roma Stacherska-Jung