Trotz Pandemie feierte die alte und neue Polonia in Berlin

Seit 20 Jahren, jeweils im September, trifft sich die Berliner Polonia auf den Wiesen im Norden der Stadt zu einem Volksfest für polnische und deutsche Familien, um polnische Kultur und Bräuche zu pflegen sowie Kultur und Tradition der polnischen Nachbarn besser kennen zu lernen. Dieses herbstliche Treffen fand nun schon zum dritten Mal statt und war dem unabhängigen Polen gewidmet, um den hundertsten Jahrestag der Wiedererlangung der Unabhängigkeit unseres Vaterlandes zu begehen. Im Jahre 2020 gedachte die Polonia auf besondere Weise des 100. Jahrestages der Schlacht um Warschau. Am Sonntagnachmittag feierte die „alte“ und „neue“ Polonia gemeinsam, um zu zeigen, dass in Berlin alte Organisationstrukturen vorzüglich funktionieren, die allen dienen: sowohl den jungen Leuten wie den Älteren.

Die Veranstalter – „die alte Polonia“ und der Polnische Rat Landesverband Berlin, legen großen Wert darauf, dass das Fest eine familiäre Prägung hat, deshalb ist das Programm auf Kinder und Jugendliche sowie deren Eltern zugeschnitten, es wendet sich eben an die „junge Polonia“. Wegen der Bekämpfung des Coronavirus fand das Volksfest unter Einhaltung strenger sanitärer Auflagen statt: Gesichtsmasken, Desinfektionen, Wahrung der Abstände, Überprüfung der Namen der Teilnehmer usw. Zum Glück gab es auf den Wiesen in Lübars genügend Platz, um alles in Übereinstimmung mit den Vorgaben durchzuführen.

Die bunten Verkaufsstände waren den sanitären Regeln entsprechend in den richtigen Abständen von einander aufgestellt, und sie waren, wie immer, in den weiß – roten Farben geschmückt. Auf einer improvisierten Bühne eines Traktors traten neue und alte Polonia – Musikgruppen auf: „New Voice System, Bloody Kishka“ sowie Małgorzata Sitek boten den zahlreich erschienenen Polen und Deutschen eine Auswahl der besten polnischen Lieder des letzten Jahrhunderts an.

Das Volksfest begann morgens wie immer mit Spielen und zahlreichen kulturellen und sportlichen Attraktionen für Erwachsene und Kinder. Außer den traditionellen, in Deutschland gut bekannten Wettbewerben, wie Kartoffellaufen oder Reifenrollen, hatten die Veranstalter auch an zahlreiche Spiele und Disziplinen gedacht, die beiderseits der Grenze von Erwachsenen und Kindern geschätzt werden. Zum Schluss überreichten Lehrer des Vereins „Oświata“ jenen, die alle Disziplinen bestanden hatten, besondere Preise. Die Kleinsten konnten unter der Leitung der Zirkusakademie Bühnentricks kennen lernen oder voller Freude in einem aufgeblasenen Schloss hüpfen, das regelmäßig desinfiziert wurde.

Großer Begeisterung erfreuten sich richtige sportliche Wettkämpfe. Veranstaltet wurden für alle Altersgruppen Fußballspiele, Badmintonwettbewerbe, Tischtennisspiele und Korbball. Die Krönung bildete das Drachensteigen. Unter Anleitung von Fachleuten mussten diese selbständig an eigenen Ständen gebastelt werden. Der Wind war gut, und es war eine Freude zuzuschauen, wie sich die bunten Drachen in die Luft über der Wiese erhoben. Die sportlichen Vergnügungen wurden, wie immer, durch Workshops für Graffiti, Malen und Basten für Kinder, oder auch Kochen von Pierogen ergänzt.

Die Pokale und Preise wurden den Gewinnern durch den neuen Konsul der Republik Polen für Poloniafragen, Herrn Adam Borkowski, sowie Herrn Burkhard Dregger, den CDU – Vorsitzenden im Berliner Senat, überreicht.

Der schon dritte „Lauf für die Unabhängigkeit“ wurde von Herrn Marek Radoch, dem verdienten Poloniaaktivisten angeführt. Die vielen Teilnehmer liefen zuvor die Strecke durch Wiesen und Felder entlang und eroberten Erinnerungsmedaillen und Diplome. Am Lauf für die Unabhängigkeit beteiligten sich gerne die jungen Sportler des Clubs FC „Polonia“, Schüler Berliner Schulen, aber auch Mütter und Väter sowie neue Einwohner von Berlin.

Beim Wettbewerb über Geschichte mussten Erwachsene und Kinder um den Titel des besten Geschichtskenners kämpfen und Fragen zur polnischen Unabhängigkeitsgeschichte und die Schlacht um Warschau beantworten, die „Wunder an der Weichsel“ genannt wird. Die Sieger in beiden Altersgruppen erhielten schöne Preise. Die medizinische Versorgung gewährleisteten die Berliner „Malteser“, die außer einem qualifizierten medizinischen Rettungspersonal auch Süßigkeiten für die Kinder zur Verfügung gestellt hatten.

Für gute Laune sorgten außer dem Vorstand des Polnischen Rates des Landesverbands Berlin alte und junge polnische Gastwirte, die polnische Speisen für Erwachsene und Kinder vorbereitet hatten. Alte und junge Leute vergnügten sich gemeinsam unter dem Motto „Spiel ohne Grenzen“ und über alle trennenden Unterschiede hinweg. Viele Gäste hatten eigene Decken mitgebracht, wodurch es einfach war, eine Picknickatmosphäre aufkommen zu lassen, was sich als breiter bunter Teppich durch die grünen Wiesen hinzog. Die Einhaltung der sanitären Vorgaben wurde vorbildlich erfüllt. Das gute Wetter regte viele Berliner zur Teilnahme an, wodurch auch die „junge Polonia“ Gelegenheit bekam, die Erfahrungen der „alten“ kennen zu lernen. Erfreulich ist die Tatsache, dass das Fest von zahlreichen früheren Aktivisten der Polonia - Organisationen besucht wurde, die mit ihren Kindern gekommen waren, so dass drei Generationen der Berliner Polonia gemeinsam des Fest der Unabhängigkeit begehen konnten.

Es wäre nicht gelungen, ein so schönes Fest zu feiern, wenn es nicht die Erfahrung und Hingabe der ehrenamtlichen Helfer von Mitgliedern und Sympathisanten des Polnischen Rates gegeben hätte, wofür wir allen an dieser Stelle herzlich danken.

Die Veranstaltung wurde aus Mitteln des Bevollmächtigten der Bundesregierung zur Förderung von Kultur und Medien sowie der Sparkasse Berlin finanziert.

Małgorzata Tuszyńska