Irena-Bobowska-Baumtaufe am 20.03. in Berlin

Einladung zur Irena-Bobowska-Baumtaufe
Mittwoch, 20. März 2024 um 12:00 Uhr Rathenower Straße 79a, 10559 Berlin

In den letzten Jahren gab es in Berlin eine Debatte über Denkmäler und den möglichen Standort eines Denkmals für die polnischen Opfer des Nationalsozialismus. Die Debatte war lang und fand unter Politikern im Bundestag und in geschlossenen akademischen Kreisen statt. Die Zivilgesellschaft war nicht beteiligt. Der Bundestag hat bereits einen Beschluss zur Errichtung eines Mahnmals gefasst. Doch im öffentlichen Raum tut sich nicht viel.

Heute fragen wir: Warum ist es bisher nicht gelungen, ein Mahnmal für die kämpfenden Frauen und LGBT-Menschen, die Opfer der deutschen Besatzung und die Opfer der aktuellen konservativen Regierung zu errichten? Ist ein steinernes Mahnmal die richtige Antwort? Oder sollte es ein lebendiger Ort sein?

Die Geschichte Polens und Deutschlands ist die Geschichte unserer Nachbarschaft, aber sie ist auch eine Geschichte, die von Männern geschrieben wurde - von bewaffneten Konflikten über Politik bis hin zu Wissenschaft und Kultur. Die schmerzliche Abwesenheit von Frauen in der Geschichte, die erst seit 100 Jahren das Wahlrecht und das Recht zu studieren haben, ist ein schwerer Fehler und verzerrt die Geschichte. Jetzt ist es Zeit für die fehlende Hälfte der Geschichte - Zeit für Herstories.

In unserem Handeln sprechen wir oft von vergessenen Frauen*, von anonymen Heldinnen, denn in einer auf dem Patriarchat basierenden Zivilisation wird die Geschichte von den Siegern - den Männern - geschrieben. Die aufgezeichnete Geschichte basiert auf aufeinanderfolgenden Kriegen, Konflikten, Gewalt, in denen die Helden - Generäle, Führer, Soldaten, Päpste - dominieren. Ihnen werden Denkmäler errichtet und über sie werden Denkmäler geschrieben.

Irena Bobowska, geboren am 3. September 1920 in Poznań, war eine junge polnische Dichterin, Publizistin, Illustratorin und Aktivistin, eine sehr aktive Person, obwohl sie seit ihrer Kindheit gelähmt war und sich nur auf Krücken, im Rollstuhl oder in Schienen fortbewegte. Unmittelbar nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde sie konspirativ tätig und arbeitete in der Redaktion der Untergrundzeitschrift "Pobudka" mit. Im Juni 1940 wurde sie zusammen mit anderen Mitgliedern der Redaktion verhaftet. Sie verbrachte zweieinhalb Jahre in verschiedenen Gefängnissen in Poznań, Wronki und Berlin. Sie wurde vom Volksgerichtshof wegen Hochverrats verurteilt und am 26. September 1942 im Berliner Gefängnis Plötzensee enthauptet.

Anlässlich des 80. Todestages von Irena Bobowska organisierte das Kollektiv Dziewuchy Berlin mit finanzieller Unterstützung des Berliner Senats für Kultur und Europa das Projekt "Missing part of history. Irena Bobowska, die vergessene Heldin" zum Gedenken an diese junge, mutige und talentierte Frau. Für uns ist Irena Bobowska ein Symbol für alle jungen, talentierten Frauen, die während des Krieges ermordet und später vergessen wurden. Im Jahr 2023/2024 wurde ein weiteres Projekt zur Geschichte ins Leben gerufen: "Frauen im Schatten der Guillotine. Polnische Frauen, die im Gefängnis Plötzensee hingerichtet wurden", gefördert von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ).

Im September 2023 initiierte Ewa Maria Slaska, eine in Berlin lebende Schriftstellerin, eine Spendenaktion für einen Baum für Irena Bobowska. Über gofundme.de sammelte sie 600,00 Euro - ein Betrag, der es ermöglicht, im Rahmen der Aktion "Berliner Stadtbaum" der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt einen Baum in Berlin zu pflanzen bzw. die Schirmherrschaft zu übernehmen. So ist eine Säulenhainbuche an der Mauer des Gefängnisses Moabit nach einem polnischen Widerstandskämpfer benannt.

Wir geben der Erinnerung eine neue Form.

Initiative: Ewa Maria Slaska, Anna Krenz und Agnieszka Glapa

Dziewuchy Berlin, www.dziewuchyberlin.org

Ambasada Polek e.V. www.ambasadapolek.org

International Council of Polish Women+ www.polonijnaradakobiet.org

Polkopedia, www.polkopedia.org

ewamaria.blog

Veranstaltung im Rahmen des von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) finanzierten Projekts „Frauen im Schatten der Guillotine. Polinnen in Plötzensee hingerichtet“. www.stiftung-evz.de.