Interkulturelle Kommunikation ohne Gewalt - Erfahrungsbericht

Am 15. Februar fand das zweite Treffen in diesem Jahr für polnische Organisationen aus ganz Deutschland statt, das von der Geschäftstelle der Polonia in Berlin organisiert wurde. Ort des Treffens, das seit vielen Jahren von polnischen Berlinern besucht wird, ist traditionell das interkulturelle Sprachcafe Polnisch in der Schulzestraße 1 in Berlin-Pankow. Diesmal fand die Veranstaltung in Form eines Workshops zur gewaltfreien interkulturellen Kommunikation statt. Um auch Vertretern von Organisationen aus anderen Bundesländern die Teilnahme zu ermöglichen, istimmier geplant, die Treffen des Polnischen Büros auch online abzuhalten. Insgesamt haben sich 26 Vertreterinnen und Vertreter von Polonia für den Workshop angemeldet. Die Rolle der Gastgeberin der Veranstaltung, die die Berliner Auswanderer immer herzlich willkommen heißt, übernahm die Gründerin des Sprachcafés Polnisch Agata Koch.

Angestoßen wurde die Diskussion über interkulturelle Kommunikation von Dr. habil. Brygida Helbig, die sich bereits vor vielen Jahren im Rahmen ihrer wissenschaftlichen Arbeit mit diesem damals noch unbekannten Phänomen und der Problematik der inklusiven Sprache beschäftigt hat. Auch in ihrer künstlerischen Arbeit griff Dr. Brygida Helbig das innovative Thema Transgenderismus auf, indem sie das Leben der Schriftstellerin und Dichterin Maria Komornicka, die sich als Piotr Wlast definierte, in ihrem Roman "Inna od siebie" (Anders als ich) beschrieb. In ihrer Einführung betonte Dr. Helbig, dass interkulturelle Kommunikation besonders für uns Migranten, die in multikulturellen Gesellschaften leben, notwendig ist. "Wir sind irritiert von verschiedenen Erscheinungsformen des Andersseins. Sie erwecken in uns ein Gefühl der Bedrohung. Dieser Mechanismus wird verstärkt, wenn es sich um eine größere Gruppe handelt. Die Abneigung gegen einen anderen kann unsere eigenen Fehler und sogar unseren Selbsthass widerspiegeln, wie Arno Gruen in seinem Buch 'Der Fremde in uns' schreibt. Ein Fremder ist jemand, der sich radikal von uns unterscheidet. Wir können einen anderen Menschen nicht immer verstehen. Es lohnt sich für uns, dieses Anderssein zu akzeptieren, wir müssen es nicht mögen. In bedrohlichen Situationen werden Hass und die Suche nach einem sogenannten Sündenbock ausgelöst. Die Forscher Hubert Orłowski und Krzysztof Ruchniewicz betonen, dass die Wirkung von Stereotypen, sowohl negativer als auch positiver Art, auf Verallgemeinerungen beruht, z. B. Deutsche, aber mit einem Sinn für Humor. Es gibt auch Autostereotypen, z. B. das, was die Deutschen bei uns Polen als chaotisch bezeichnen, betrachten wir als Kreativität und Flexibilität.  Es gibt echte Unterschiede zwischen den Kulturen. Sie können ohne Werturteile oder unnötige Emotionen diskutiert werden. Solange wir andere Kulturen nicht kennen lernen, glauben wir, dass unsere Kultur die beste und absolute ist", postulierte Dr. Helbig. Zum Abschluss ihrer Rede empfahl sie den Ratgeber "How to deal with Germans in business and beyond", den der langjährige Direktor des Collegium Polonicum, Krzysztof Wojciechowski, mit einem Augenzwinkern geschrieben hat.

Im zweiten Teil des Treffens leitete die Psychologin Ola Bojarski einen Workshop zur Verbesserung der interkulturellen Kommunikation und vermittelte Hilfsmechanismen gegen so gennanten "hejt"(Hassrede) im Internet.Gemeinsam haben wir versucht, den Schlüssel zum Verständnis von Vielfalt zu finden. Wir fragten uns, was verbale Gewalt ist und ab wann verbale Gewalt beginnt. Fühlen wir uns in unseren Interaktionen sicher und respektiert, verletzt jemand unsere Grenzen? Die Psychotherapeutin, die seit mehreren Jahren in Nordrhein-Westfalen lebt, betonte, dass alle Menschen, unabhängig von ihrer Nationalität, die gleichen Emotionen und Gefühle haben, von denen wir 129 verschiedene unterscheiden. Es ist wichtig, dass wir mit der Absicht handeln, zu kommunizieren, denn Kommunikation ohne Gewalt ist Kommunikation im Geiste von Empathie und Kooperation, und jegliche Extreme sind schlecht.

Nach den Vorträgen entstand eine hitzige Diskussion unter den Teilnehmern, die online von Dr. Adriana Tomczak - Expertin für Integration und polnische Organisationen im Büro der Polonia - geleitet wurde. Małgorzata Wachecka, Schauspielerin und Regisseurin, kam zu dem Schluss, dass die sozialen Medien heute eine Bühne sind, auf der jeder auftreten, aber auch von jedem beurteilt werden kann. Mateusz Czyczerski, der den Queer Club und das Portal NRW PO POLSKU vertritt, beabsichtigt, im Rahmen seiner unterstützenden Aktivitäten eine Antidiskriminierungskampagne in der deutsch-polnischen Gemeinschaft zu organisieren. Dr. Brygida Helbig bedankte sich bei allen für ihre Teilnahme und wies darauf hin, dass es im Falle von Hassreden eine gute Idee ist, Personen, die Hassreden im Internet verwenden, bei den zuständigen Behörden anzuzeigen.
In Anbetracht der Anzahl der Teilnehmer des Treffens und der aktiven Beteiligung an der Diskussion, die auf Wunsch der Gesprächspartner verlängert wurde, kann man zu dem Schluss kommen, dass Treffen dieser Art für die deutsch-polnischen Gemeinschaft sehr notwendig sind.

Zusammengefasst von Agata Lewandowski

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