In Bayern verehrt, in Polen unbekannt - Jadwiga Jagiellonka bekannt als Hedwig von Burghausen

Dekoracja podczas polsko bawarskiej Bialas

522. Jahrestag des Todes von Jadwiga Jagiellonka (bekannt als Hedwig von Burghausen)

Hedwig Jagiellonica (polnisch Jadwiga Jagiellonka) auch bekannt als Hedwig von Burghausen wurde als erste Tochter von Kasimir IV. Jagiellon und Elisabeth Rakuszanka geboren. Als sie am 21. September 1457 auf der Burg Wawel geboren wurde, war von Anfang an klar, dass die Prinzessin zu den Besten in Europa gehören würde. Der ungarische König Maciej Korwin hielt viermal um die Hand von Jadwiga an, doch ihre Mutter lehnte die Heirat mit den Worten ab: "Korwin ist ein ungebildeter Einfaltspinsel, der meiner Tochter nicht würdig ist". Um die Grenzen zu Böhmen zu sichern und die Beziehungen Polens zu den Habsburgern zu stärken, wurde sie mit dem Herzog von Bayern, Georg dem Reichen, vermählt. Das Herzogtum Bayern war, verglichen mit dem Gebiet der Polnisch-Litauischen Gemeinschaft, ein "Fingerabdruck" auf der europäischen Landkarte. Da die Wittelsbacher zu dieser Zeit ein unbedeutendes Fürstentum waren, sahen sie in dem Zusammenschluss der beiden Familien eine Sicherheitsgarantie gegen die wachsende Bedrohung durch das Osmanische Reich und einen Zuwachs an Prestige und Beziehungen unter den Herrschern Europas, insbesondere zu Polen und Böhmen.

Deutsche Historiker haben sich bisher bei der Zusammenfassung des Lebens des polnischen Königs nicht viel Mühe gegeben, nach Dokumenten und Spuren zu suchen. Sie haben einhellig behauptet, Georg der Reiche habe seine Frau mit zahlreichen Liebesaffären gedemütigt und, um freie Hand zu haben, eingekerkert und auf Burghausen eingesperrt, wo sie nach 27-jährigem Aufenthalt in Kummer und Vergessenheit starb. Solche Behauptungen, oder vielmehr eine Unterschätzung der Verdienste der Jagiellonen, sind für die Bürger dieser Stadt nicht akzeptabel. Es stimmt zwar, dass Prinz Georg sie betrogen hat und ein "moralischer Schurke" war, aber dass er seine Frau wie eine Gefangene hinter Schloss und Riegel gehalten haben soll, entspricht nicht den Tatsachen! Trotz seiner vielen Affären diente Georg der Reiche als Herrscher des Herzogtums Bayern und kümmerte sich um die Entwicklung des Landes und seiner Interessen. Während seiner Regierungszeit erreichte Bayern eine gewisse politische und wirtschaftliche Stabilität. Viele Historiker, die die neuesten wissenschaftlichen Veröffentlichungen nicht kennen, reproduzieren diese falschen Vorstellungen.

Ein lokaler Wissenschaftler, Dr. Dorner, hat auf der Grundlage jahrelanger Forschung die Theorie seiner Vorgänger in Frage gestellt. Er war der erste und bisher einzige Historiker, der es sich zur Ehrensache gemacht hat, das Schicksal des polnischen Königs zu rekonstruieren. Er war ein hervorragender Spezialist für die Lektüre mittelalterlicher Urkunden, und eine der wichtigsten Veröffentlichungen dieses Historikers ist das auf Originalquellen und -berichten aus dem 15. Jahrhundert basierende Werk Herzogin Hedwig und ihr Hofstaat". Niemand hat diese historischen Dokumente bisher verifiziert. Im April 2018 wurde er für seine Verdienste um die polnisch-bayerische Geschichte mit der polnischen Ehrenmedaille "Bene Merito" ausgezeichnet. Er starb am 21.11.2020 im Alter von 87 Jahren als Lehrer, Historiker, Autor und Polenliebhaber.

Das Leben und die Verdienste der Jagiellonin

Hedwig Jagiellon hatte einen bedeutenden Einfluss auf das kulturelle und soziale Leben Bayerns, und ihr Vermächtnis ist in der Geschichte der Region noch immer präsent. Sie leitete einen großen Hof, der mindestens hundert Mitglieder umfasste, darunter 21 Adelige, vier Kapläne (einer aus Polen), mehrere Köche, Diener und sogar einen Hofzwerg und Hofnarren. Die Jagiellonin unterhielt eine Korrespondenz mit Polen und empfing regelmäßig adelige Gäste. Sie nahm mit ihrem Mann an Jagden und Ritterturnieren teil, unter anderem auf Schloss Jettenbach oder Guttenbug. Sie liebte Pferde und Wildvögel, vor allem Falken. Die Herzogin nahm an vielen katholischen Festen teil und besuchte oft das Kloster in Raitenhaslach. In den Jahren 1478 und 1479 pilgerte sie nach Mondsee und St. Wolfgang in Österreich, das damals im 15. Jahrhundert zum Herzogtum Bayern gehörte. Im Jahr 1489 besuchte sie zweimal die Schwarze Madonna von Altötting. Als Mitbegründerin des Klosters Altomünster bei Passau stiftete sie eine große Summe für den Ausbau der Kirche in Altötting sowie für die Renovierung des Leprahauses und der Kirche in Heiligkreuz und den Ausbau des dortigen Spitals. Aus ihren eigenen Einkünften, die sie aus den Gütern des Kraiburger Landes, dem Mühldorfer Hart und Töging, bezog, baute sie eine Kapelle auf der Burghausener Burg, die von den Burghausenern bis heute Hedwigskapelle genannt wird. Sie spendete Kerzen und Spenden für den laufenden Bedarf der umliegenden Kirchengemeinden. Die Wärme und Güte des Herzens der polnischen Königin wurde auch von den Ärmsten wahrgenommen. Aus dem Jahr 1490 ist ein einzigartiges Dokument erhalten geblieben - ein Begnadigungsgesuch für einen Sträfling, das von ihr selbst unterschrieben und gesiegelt wurde. Sie kümmerte sich besonders um die Leprakranken, die außerhalb der Stadt bei der Heiligkreuzkirche lebten, und schickte ihnen nicht nur regelmäßig Wein und Essen, sondern auch Futter für Hühner und Gänse. Sie ließ eine Brücke zwischen dem Gebäude und dem Kirchenchor bauen, damit auch die Leprakranken den Gottesdiensten beiwohnen konnten. In den Gewölben der Kirche befindet sich ein polnisches Wappen, das noch heute zu sehen ist. Alle Kinder, Armen und Bedürftigen bekamen von ihr vor Ostern und vor Weihnachten bayerische Brezeln". Von der großen Liebe und Wertschätzung ihrer Tochter für ihren Vater zeugt eine historische Aufzeichnung: Als sie die Nachricht vom Tod König Kasimirs IV. von Polen (7.06.1492) erhielt, ordnete sie an, dass am Abend des 23. August alle umliegenden Kirchen und Klöster zu Ehren des verstorbenen Königs feierlich die Glocken läuten und Totenmessen abhalten sollten. In Burghausen selbst wurden wiederum viele Jahre lang jährliche Totenmessen abgehalten. Es stellte sich heraus, dass viele Spuren Jagiellons nicht nur in den Archiven, sondern auch an öffentlichen Orten zu finden sind, die noch heute zu sehen sind. Der größte Beweis für die polnisch-bayerische Verbindung ist jedoch das ebenfalls aus dem 15. Jahrhundert stammende Wappen der Verbündeten an der Fassade des Eingangstors des Schlosses. Sie begann auch, eine Chronik der Wittelsbacher zu verfassen, deren Buch zwar verloren gegangen ist, aber historische Aufzeichnungen bestätigen diese Tatsache.

Hedwigs Nachkommen

Hedwig brachte mindestens zwei Kinder zur Welt, Elisabeth im Jahr 1478 und Margareta im Jahr 1480. Tochter Margareta trat im Alter von 14 Jahren in das Dominikanerkloster in Altenhohenau ein und wurde später Priorin im Benediktinerkloster Neuburg, wo sie 1531 starb und begraben wurde. Die zweite Tochter, die 1478 geborene Elisabeth, wurde 1499 die Frau des Herzogs von der Pfalz, Ruprecht, dem sie zwei Söhne gebar. Georg der Reiche ernannte seinen Schwiegersohn Ruprecht zu seinem Erben, was nicht den früheren Bestimmungen entsprach und einen Erbfolgekrieg auslöste, in dessen Folge Albrecht IV. von München ganz Bayern übernahm. Nur ein kleiner Teil, die Pfalz Neuburg, ging an ihren Sohn Ottheinrich über. Elisabeth starb im Alter von 26 Jahren an Ruhr, und ihre Söhne Ottheinrich (1502-1559) und Philipp (1503-1548) hinterließen keine Nachkommen. Mit ihrem Tod starb die bayerisch-landshuterische Linie der Wittelsbacher aus.

Der Historiker Christian Haentle erwähnt 1870 in seiner "Genealogie des Hauses Wittelsbach" auch die drei Söhne von Hedwig von Jagiellon - Ludwig, Ruprecht und Wolfgang. Ludwig starb aus uns unbekannten Gründen im Alter von etwa 10 Jahren und wurde ebenfalls im Kloster Raitenhaslach begraben, während die anderen Söhne kurz nach ihrer Geburt starben. Dr. Dorner macht auch auf eine Schneiderrechnung aus dem Jahr 1477 aufmerksam, in der der Betrag für das Material für "Eure und Eurer Herrschaft Herrschaft" (hier ist der Sohn Ludwig gemeint) eingetragen ist. Der nächste Beleg dafür, dass Jadwiga Söhne geboren hat, wird von Professor Locher in seiner Grabrede von 1502 hervorgehoben. - Es sind dies die Worte: "Ein mächtiger Sohn hätte aus ihrer Obhut hervorgehen können, aber der Tod hat ihn weggerissen".

Die letzten Tage der Jagiellonka

Hedwigs Gesundheitszustand verschlechterte sich in den letzten Jahren ihres Lebens kontinuierlich. Davon zeugen die zahlreichen erhaltenen Rechnungen für Medikamente und Kräuter, die aus Landshut importiert wurden. Anfang Februar 1502 verschlechterte sich Jadwigas Gesundheitszustand so sehr, dass ein Arzt aus Salzburg, Dr. Schärdinger, und Dr. Fink aus Landshut die Herzogin aufsuchten. Wie der Chronist beschreibt, zeigten die mitgebrachten Salben und Kräuter nicht die erhoffte Wirkung, und die Herzogin schloss nach dem Empfang der Sterbesakramente am 18. Februar 1502 für immer die Augen. Sofort wurden Boten nach Landshut geschickt, um ihren Gemahl zu benachrichtigen, und vier Hofpfarrer und ihr Gefolge sangen die ganze Nacht hindurch in der Burgkapelle Trauerlieder. Der Leichnam Jagiellons wurde in einem Sarg mit einer Kutsche in das nahe gelegene Kloster Raitenhaslach gebracht und in der Familiengruft der Wittelsbacher beigesetzt. Über die Beerdigung selbst gibt es keine Aufzeichnungen, wohl aber über die feierlichen Totenmessen am siebten und dreißigsten Tag nach ihrem Tod, an denen auch ihr Ehemann und der Prior der benachbarten Klöster teilnahmen. In der Kirche wurden schwarze Tücher an ein aufgestelltes Gerüst gehängt und Kerzen aufgestellt, vor denen die angeheuerten "Weinenden" knieten. Darüber hinaus wurde im ersten Monat nach Hedwigs Tod täglich ein Gedenkgottesdienst in der Jakobskirche in der Altstadt von Burghausen abgehalten. Auch der Jahrestag ihres Todes wurde nicht vergessen. Der Burghauser Stadtrat und die Bürgerschaft zogen in einer Prozession zur Messe nach Raitenhaslach. Außerdem wurden Ehrenwachen an den Eingangstoren und am Rathaus aufgestellt. Die Armen und Bedürftigen erhielten zahlreiche Almosen. Auch an der Universität Ingolstadt in Deutschland wurde ihr Andenken geehrt. Jakob Locher, Professor für Geisteswissenschaften und Philologie, hielt seine Trauerrede in zwei Teilen. Im ersten Teil pries er die Tugenden und Verdienste der Verstorbenen, während er im zweiten Teil, dem so genannten Trostgedicht, seine Trauer über den Verlust der Herzogin zum Ausdruck brachte. In dem Gedicht hieß es unter anderem: "Der zornige Tod hat unsere Dame mit sich genommen; / Sie stammte aus einem königlichen Geschlecht, / Ausgezeichnet durch Frömmigkeit, / Ausgezeichnet durch ihren guten Charakter. / Sie war noch nicht alt und war nicht unfruchtbar. / Gieß die Tränen des Kummers aus und mach dem Schmerz ein Ende! / Man muss das Schicksal annehmen, den Lebensfaden durchschneiden und sterben. / Der Körper hat dem Tod gehuldigt - aber ihre Seele wird eine fromme Ruhe finden."

Begräbnisstätte

An der Begräbnisstätte befindet sich heute eine Gedenktafel im Boden der Klosterkirche Raitenhaslach. Bis 1803 stand dort der Grabstein der Wittelsbacher, der bei der Säkularisation spurlos verschwand. Durch einen glücklichen Zufall hat sich ein Aquarell des Klosterchronisten Konrad Tachler aus den Jahren 1612/13 erhalten, dank dem wir wissen, wie dieser Grabstein aus rotem Marmor aussah. Es ist erwähnenswert, dass dieser Marmor aus demselben Steinbruch in der Nähe von Salzburg stammt, aus dem auch der Grabstein ihres Vaters Casimir Jagiellon gefertigt wurde. Da der Leichnam nicht in der Gruft selbst (d. h. auf dem Grabstein), sondern unter dem Dachboden beigesetzt wurde, suchte eine 1855 vom Kultusminister eingesetzte Sonderkommission nach einer unterirdischen Gruft/Gewölbe und der Asche des Verstorbenen. Beim Durchgraben des Bodens - wie in der Chronik des damaligen Pfarrers Lothar Krick beschrieben - stieß man auf eine 3,06 x 1,60 x 0,38 Meter große und 4,16 Tonnen schwere Platte, einen Grabdeckel, und darunter auf Reste von verrottetem Holz und menschliche Überreste. Aus feierlichen und pietätvollen Gründen stellte das Komitee die weiteren Untersuchungen ein, die Überreste wurden würdig in der Gruft beigesetzt und der Marmordeckel wurde in den Kirchenboden eingelassen. Er trägt noch immer eine eingravierte Gedenkschrift und die Wappen von Polen und Bayern”.

Zu Ehren der polnischen Königin

Bis heute wird das Andenken von den Einwohnern Burghausens sehr verehrt und gepflegt. Jedes Jahr Anfang Juni findet ein dreitägiges Mittelalterfest statt, zu dem sich ritterliche Organisationen aus ganz Europa zusammenfinden. Es beginnt mit einem feierlichen Festumzug zur Burg. 1902 veröffentlichte eine regionale Zeitung einen Prosatext zum 400. Todestag der Herzogin. Und 2002 fand anlässlich des 500. Jahrestages eine Feier im Schloss statt, an der Prof. Leszek Żądło, ein bekannter polnischer Saxophonist der Jazz-Szene, teilnahm. Im Jahr 2017 organisierten der Autor dieses Artikels und seine Frau die erste polnisch-bayerische Messe anlässlich des 560. Geburtstags der Jagiellonin, an der Vertreter der Stadt, polnischer Organisationen und der polnische Konsul in München, Marcin Król, teilnahmen. Für die musikalische Note sorgten das Volksmusikensemble "Krakowiak" aus München und die bayerische Trachtengruppe "Almenrausch - Lindach" aus Burghausen. Jedes Jahr zu Allerheiligen legen Vertreter des polnischen Konsulats in München einen Kranz an ihrem Grab nieder. Es lohnt sich, eine Reise nach Bayern zu unternehmen und auf den Spuren unserer polnischen Königin Jadwiga Jagiellonka zu wandeln, und noch immer beginnen bayerische Fremdenführer ihre Vorträge mit den freundlichen Worten: "Unsere polnische Königin....

Andrzej Białas

Quellen:

- "Herzogin Hedwig und ihr Hofstaat" Autor: Johann Dorner Ausgabe: 2022

- "Hedwig die Braut der Landshuter Hochzeit" Autorin: Marita Panzer Ausgabe 2020

- "Die Wittelsbacher 1180 - 1918" Autor: Rudolf Reiser Ausgabe 1995- Publikation "Jadwiga Jagiellonka: in Polen vergessen, in Bayern erinnert" Autorin Joanna Cielon vom 27.07.2018

Andrzej Białas - geboren in Raciborz, Polen, lebt seit 1988 in Ostbayern. Er ist nicht nur ein polnischer Aktivist, sondern auch Historiker aus Leidenschaft. Seit vielen Jahren ist er auf der Suche nach polnischen Spuren in Bayern und sammelt sorgfältig Material zu diesem Thema. Er ist Autor zahlreicher Publikationen und arbeitet mit dem polnischen Gemeindemagazin "MM-meine Stadt" am polnischen Konsulat in München, der Polnischen Nachrichtenagentur, Viva polonia, und deutschen Regionalzeitungen zusammen. 2019 wurde er mit der Ehrenmedaille "Bene Merito" ausgezeichnet. und 2021 wurde er mit dem Preis der Union der Polen in Kalabrien im Bereich Wissenschaft und Bildung als Pole des Jahres ausgezeichnet - gewählt unter polnischen Organisationen aus der ganzen Welt. Im Dezember 2023 gewann er den Hauptpreis im Geschichtswettbewerb "Aus unserer Geschichte 1863". Er organisiert zahlreiche polnisch-deutsche Begegnungen, Vorträge, Feierlichkeiten und Gedenktage, die zur Entwicklung und zum kulturellen Austausch zwischen Polen und Deutschland beitragen.