Denkmal für den Januar-Aufstand in München - A. Białas

Die Feierlichkeiten zum 160. Jahrestag des Januaraufstands - des größten Aufstands in der Geschichte der Republik Polen - neigen sich dem Ende zu, so dass es sich lohnt, die Entstehungsgeschichte dieses Denkmals zu beschreiben.

Nach dem Januaraufstand flohen etwa 10.000 Menschen aus Polen, um der russischen Verfolgung zu entgehen. Die meisten von ihnen fanden Zuflucht in Frankreich oder der Schweiz, die übrigen in anderen Ländern. Deutsche Staaten wie Sachsen und Bayern nahmen nur wenige Flüchtlinge auf, da ihre Entscheidungen stark von den russischen Botschaften beeinflusst wurden. München erwies sich jedoch als die toleranteste Stadt. Allerdings gab es hier zunächst einen Zwischenfall. Als im Februar 1865 etwa 200 und in den folgenden Tagen etwa 500 Flüchtlinge eintrafen, erließ das Rathaus die Anordnung, dass sie Bayern innerhalb von 24 Stunden zu verlassen hätten. Dieser Befehl stieß auf eine sofortige Reaktion der Einwohner und der Bayerischen Zeitung, die darüber berichtet: Hat das stolze Bayern nicht mehr die Mittel, um diese Unglücklichen zu beherbergen? Wir protestieren gegen ein solches Verhalten und die Sparsamkeit gerade unter solchen Umständen. Der öffentliche Druck und Protest in der Bayerischen Zeitung vom Februar 1865 fand nicht nur innerhalb des Königreichs Bayern, sondern auch beim König selbst Widerhall. Dieser genehmigte sofort die Bildung eines Unterstützungskomitees und gestattete den Beginn einer freiwilligen Sammlung zur Aufrechterhaltung der Kosten und des Lebensunterhalts der Zufluchtsuchenden, die bereits nach kurzer Zeit alle Ausgaben deckte. Der polnische Unterstützungsverein hatte bis Ende 1865 bereits 4947 Gulden als Einnahmen und 4706 als Ausgaben zu verzeichnen, rund 1.000 Bedürftige wurden unterstützt.
Nach diesem Protest nahmen die Stadt München und das Königreich Bayern nicht nur die geflüchteten Aufständischen auf, sondern es begann auch eine Massenwanderung polnischer Maler, polnischer Intelligenz und Aristokratie, Handwerker und anderer.
Ehemalige Aufständische und Flüchtlinge hingegen gründeten vor 1874 den so genannten Polnischen Auswandererverein. Sie waren sich bewusst, dass sie nicht in ihre Heimat zurückkehren würden, und beschlossen, dass sie nach ihrem Tod in einem Massengrab beigesetzt werden sollten - wie ihre gefallenen Mitstreiter während der Kämpfe. Zu diesem Zweck wurde 1874 eine Ruhestätte auf dem Friedhof erworben. Im Jahr 1902 wurde der Verein in den Verein der arbeitenden Polen umgewandelt, deren Aufgabe nicht nur darin bestand, das Polentum zu erhalten, sondern auch, sich gegenseitig zu helfen.

An der feierlichen Enthüllung des neuen Denkmals am 26. November 1972 nahmen u.a. Vertreter der Geistlichkeit, des polnischen Rundfunks, der Wachtruppen, des Verbandes polnischer Veteranen, des Verbandes polnischer Flüchtlinge, des Heimatarmeekreises und des Invalidenverbandes teil. Auf deutscher Seite war der Bürgermeister von München, J. Zrenner, anwesend. Die polnische Gemeinde war in großer Zahl gekommen, insgesamt etwa 1.000 Personen. Polen aus ganz Deutschland sandten Opfergaben, und die Stadt München stiftete einen Stein.

Es lohnt sich, an drei polnische Künstler zu erinnern, die mit Bayern verbunden sind und im Januaraufstand gekämpft haben.
Adam Chmielowski (1845 - 1916) - bekannt als Bruder Albert - ein Heiliger der katholischen Kirche. Am 13. September 1963 verlor er sein linkes Bein in der Schlacht von Mełchów (Landkreis Częstochowa). Im Jahr 1870 schrieb er sich an der Akademie der Bildenden Künste in München ein, wo er fünf Jahre lang seine künstlerischen Fähigkeiten ausbildete.
Lubomir Benedyktowicz (1844 - 1926) - während eines Gefechts mit Kosaken in der Nähe von Kaczków Stary wurde seine rechte Hand mit einem Säbel abgetrennt, und sein linker Arm musste amputiert werden, da er von Kugeln zerfetzt wurde. Dennoch wurde er nach dem Aufstand in die Königliche Akademie der Bildenden Künste in München aufgenommen. Er konkurrierte mit Dutzenden von Bewerbern um die Aufnahme in die Akademie, die keine Zuschüsse erhielten. Er malte mit einem Pinsel, der an einem Metallring befestigt war, den er am rechten Unterarm trug.

Zum Gedenken an die Aufständischen von 1863, ein dankbares Vaterland, so lautet die Inschrift am Fuß des Denkmals, das sich auf dem alten Friedhof an der Thalkirchnerstraße in München befindet. Das ursprüngliche Denkmal war aus hellem, bröckeligem Sandstein gefertigt. Es stand an einer anderen Stelle als das jetzige und ist im Laufe der Jahre fast vollständig verfallen. Auf Initiative von Monsignore Paweł Kajka, dem Pfarrer der polnischen Gemeinde in München, und dank der Hartnäckigkeit des verstorbenen Andrzej Dalkowski, eines prominenten polnischen Emigranten, wurde ein neues Denkmal aus schwarzem schwedischem Marmor geschaffen, das eine getreue Kopie des Originals ist. Im vorderen Teil des Denkmals befindet sich das offizielle Wappen der nationalen Regierung und damit der Aufständischen: Weißer Adler - für die polnische Krone; Pogo - für Litauen; Erzengel Michael - für Russland. Obwohl auf den drei Seiten 36 Namen eingraviert sind, sind nur 8 Aufständische in diesem Grabmal begraben, nämlich: Jan Białowąs; Michał Chrząszczewski; Jan Burzewicz; Władysław Witerski; Tyzyan Sterpeiko; Fryderyk Reiser; Witold Graf Pomianowski; Franciszek Złotowski, während auf der anderen Seite der Gedenktafel die Namen von 28 Partisanen stehen, die auf anderen Münchner Friedhöfen begraben sind.

Maximilian Gierymski (1846 - 1874) ist der einzige, der auf dem Denkmal für die Januaraufständischen in München steht. Als Siebzehnjähriger nahm er am Januaraufstand teil. Im Jahr 1863 brach er sein Studium ab und schloss sich einer aufständischen Einheit an. Im Jahr 1867 erhielt er ein Regierungsstipendium und ging nach München. Er erhielt zahlreiche Ehrungen und internationale Anerkennung. Im Jahr 1874 wurde er Mitglied der Akademie der Künste in Berlin. Er starb am 16. September 1874 im Alter von nur 28 Jahren an Tuberkulose und wurde in Bad Reichenhall, Bayern, beigesetzt. Leider ist das Grab des Künstlers nicht erhalten geblieben. An ihn erinnert eine Gedenktafel/Epitaph an der Friedhofsmauer, die anlässlich seines 120. Todestages im Jahr 1994 enthüllt wurde und von den nunmehr freien polnischen Behörden finanziert wurde.

Jedes Jahr am 1. November trifft sich die polnische Gemeinde hier am Grab der Aufständischen des Januaraufstands, um gemeinsam mit Priestern der Polnischen Katholischen Mission in München zu beten und ihrer verstorbenen Landsleute zu gedenken.

Andrzej Białas

Andrzej Białas, der seit 34 Jahren in Deutschland lebt, ist ein Forscher der polnischen Spuren in der Bundesrepublik. Seine zahlreichen Artikel und Radioauftritte sind sehr populär. Er hat an der Erstellung eines Dokumentarfilms mit dem Titel: "Hitlers Sklaven" über Zwangsarbeiter mit dem deutschen Fernsehsender ZDF - Info mitgearbeitet. 2019 wurde er mit der Ehrennadel des Außenministeriums "Bene Merito" ausgezeichnet. 2021 wurde er von der Vereinigung der Polen in Kalabrien (unter der Schirmherrschaft des Sejm und des Senats der Republik Polen) mit dem Preis "Pole des Jahres" ausgezeichnet - für seine sozialwissenschaftlichen und pädagogischen Aktivitäten in Bayern zur Förderung des historischen Gedächtnisses; für seine Unterstützung und Organisation von historischen Treffen mit den Nachkommen der Opfer der Kriegsgeneration; für seine journalistische Arbeit in der polnischen und deutschen Presse; für den Bau einer Brücke der Freundschaft und des Verständnisses zwischen den beiden Nationen. 2023 - Gewinner des Hauptpreises im Wettbewerb "Aus unserer Geschichte 1863" anlässlich des 160. Jahrestages des Ausbruchs des Aufstandes.

Pomnik Monachium A. Bialas