Was kann der Landes-beauftragte Deniz Kurku bewirken?

Was kann der Niedersächsische Landesbeauftragte für Migration und Teilhabe Deniz Kurku bewirken?

Deniz Kurku - Niedersächsischer Landesbeauftragte für Migration und Teilhabe und Spätaussiedler (SPD) ist seit November 2022 in seinem Ehrenamt, seit 2013 ist er Mitglied des Niedersächsischen Landtages aus dem Landkreis Delmenhorst, er ist 39 Jahre alt, verheiratet, 1 Kind.
Mutter aus Bremen, Papa kam als Sohn eines türkischen "Gastarbeiters" aus Adana nach Delmenhorst. Deniz Kurku hatte in seiner Jugend zahlreiche Kontakte zu Migranten, z.B. aus Russland oder Polen, die ihn "positiv geprägt" haben.

Der neue Landesbeauftragte hat keine Angst vor den Herausforderungen, die vor ihm liegen, obwohl er sich der Hoffnungen und Erwartungen bewusst ist, die verschiedene gesellschaftliche Gruppen an seine Arbeit stellen. Er geht seine Aufgaben mit dem nötigen Respekt an, sammelt weitere Erfahrungen und das Vertrauen der Interessengruppen. Er verspricht Engagement und Durchhaltevermögen.

Unter den vielen Themen, die Deniz Kurku bei seinem Treffen mit Vertretern von Migrantengruppen am 01.03.2023 in Hannover ansprach, stand die Vermittlung der Herkunftssprache im Kontext der Mehrsprachigkeit im Vordergrund. Der Landesbeauftragte hat persönliche Erfahrungen in diesem Bereich, er selbst spricht Türkisch und seine Tochter lernt zu Hause - neben Deutsch - Arabisch.

Der Landesbeauftragte schätzt die Bedeutung des Anliegens, warnt aber vor überzogenen Erwartungen in einer Situation, in der das niedersächsische Bildungswesen unter zahlreichen Problemen leidet, insbesondere unter Lehrermangel. Der herkunftssprachliche Unterricht (HU) gehört neben z.B. Sport, Musik, Ethik usw. zu den Fächern, die am häufigsten von den Schulen aufgegeben werden, wobei die Lehrkräfte umverteilt werden, um z.B. fehlende Klassenlehrer zu ersetzen. In einem solchen Fall kann der Landesbeauftragte für Migration und Teilhabe nur an die Schulen appellieren, die Belastung gleichmäßiger zu verteilen. Die Lösung der Krise sieht er in zwei Aspekten: kurzfristig durch die Befreiung der Lehrer von Verwaltungsaufgaben und die Öffnung des Schulsystems für Mitarbeiter aus anderen Berufen, langfristig durch die Steigerung der Attraktivität des Lehrerberufs.

Deniz Kurku ist offen für die Einführung von E-Learning als ergänzende Unterrichtsform in den Schulen. Dabei sollte seiner Meinung nach eine ganze Reihe von Aspekten berücksichtigt werden, vom direkten Kontakt der Schüler mit dem Lehrer und untereinander über die technische Ausstattung der Schüler bis hin zur Bereitstellung von Räumlichkeiten für die Fernarbeit. Der Landesbeauftragte hält die Idee eines solchen Pilotprojekts für den Unterricht einer ererbten Sprache für interessant.

Der Landesbeauftragte sieht seine Hauptaufgabe darin, die ihm vorgetragenen Interessen und Bedürfnisse der Migranten gegenüber der Landesregierung und dem Niedersächsischen Landtag zu vertreten. Dadurch soll ein noch besseres Zusammenleben in der Gesellschaft des Landes erreicht werden. 

Zu Deniz Kurkus persönlichen Schwerpunkten gehört es, ein positives Bild der Migration zu schaffen, indem er zum Beispiel Unternehmerinnen mit Migrationshintergrund der Öffentlichkeit vorstellt. Er möchte auch den Anteil von Migranten unter den Mitarbeitern verschiedener Ämter erhöhen. Darüber hinaus möchte er Frauen und Kindern, die von Zwangsmigration betroffen sind, mehr Aufmerksamkeit schenken.

Seine Handlungsmöglichkeiten als ehrenamtlicher Mitarbeiter sind begrenzt: Er kann Meinungen formulieren, Diskussionen führen, ausgewählte Themen in den öffentlichen Raum bringen, Lobbyarbeit im Landtag betreiben. Migration, Teilhabe, Integration - auch in den Arbeitsmarkt - oder die Anerkennung von Berufsabschlüssen sind nur einige der Themen, zu denen sich der Bevollmächtigte äußert. Er vermeidet das Klischee Migrant=Kunde und betont stattdessen die Vorteile der Aufnahme von Migranten.

Sein Handlungsfeld definiert er sehr weit: von einzelnen Ämtern und Institutionen über ministerielle Strukturen bis hin zum Niedersächsischen Landtag. Dabei betont er, dass vom Landesbeauftragten nicht erwartet werden kann, dass er alle Probleme löst. Partizipation geht die ganze Gesellschaft an und jeder sollte sich im Rahmen seiner Möglichkeiten dafür einsetzen. In dieser Hinsicht zählt der Landesbeauftragte auf die Unterstützung von allen, in deren Interesse er handelt.

Grażyna Kamień-Söffker

Das Interview mit Deniz Kurku können Sie auf den Seiten des Podcasts des polnischen Radiomagazins PolenflugNeo in Hannover nachhören unter:

https://www.radiopolenflug09.de/pdcst_grazyna.html#2023_Deniz_Kurku